Der Begriff Darknet, also dunkles Netz, klingt schon irgendwie bedrohlich.
Was die Meisten sich darunter vorstellen, ist entsprechend düster: ein digitaler Ort für Kriminalität und illegale Machenschaften.
Kein Wunder, dass Darknet und Internet Kriminalität gerne in einem Atemzug genannt werden. Aber gehören diese beiden Welten wirklich untrennbar zusammen?

Zeit für ein Blick hinter die Kulissen.

Das Internet als Werkzeug, was Cyberkriminalität heute bedeutet

Cybercrime ist eine sehr weit gefasste Bezeichnung, die erstmal nur Verbrechen im Zusammenhang mit Informationstechnik beschreibt.
Polizeilich wird zwischen “Cybercrime im engeren Sinne” und “Cybercrime im weiteren Sinne” unterschieden.
Dabei handelt es sich bei “Cybercrime im engeren Sinne” um Straftaten, die online ausgeführt werden.
Also Hacking, Datendiebstahl und alles, was online gegen geltende Gesetze verstößt.

“Cybercrime im weiteren Sinne” beinhaltet Taten, die mit Hilfe von Informationstechnik begangen werden aber nicht unbedingt nur im Internet stattfinden.

Das kann beispielsweise das Beschaffen einer Waffe sein: während ein Teil der Straftat, das Beschaffen, online passiert, ist der Besitz oder das Einsetzen dieser Waffe in der realen Welt relevant und ebenso illegal.

Wenn wir uns überlegen, wie viele Aspekte unseres alltäglichen Lebens wir ins Internet verlegt haben, bekommen wir eine Idee davon, wie vielfältig Cybercrime sein kann.
Am häufigsten ist sicher Datendiebstahl: also das Entwenden privater Daten, um diese verbrecherisch zu nutzen.

Das kann sowohl Unternehmen, wie auch Privatpersonen betreffen.

Aber auch das illegale Downloaden von Filmen und Musik fällt unter den Begriff Cybercrime.

Und je mehr wir digitalisieren, umso grösser das Geschäftsfeld der Internetkriminalität.

Das gilt auch für das potentielle Ausmaß von Cyberkriminalität heute.
Alles was sich online befindet ist angreifbar.

Es gibt durchaus Möglichkeiten, die öffentliche Sicherheit unserer analogen Welt über einen Internetzugang zu gefährden.

Dabei geht es dann weniger um die Malware, die bei Frau Müller auf dem PC gelandet ist, sondern um Angriffe, die Infrastrukturen lahmlegen, vertrauliche Informationen veröffentlichen oder Wahlen manipulieren.

So ist das Bekämpfen von Internetkriminalität immer auch ein Wettkampf der Fähigkeiten zwischen kriminellen Hackern und Verbrechensbekämpfern oder schädlicher Software und Sicherheitsvorkehrungen.
Die Zunahme von Cybercrime bedeutet auch eine stetige technische Weiterentwicklung mit dem Ziel, dem Gegenspieler einen Schritt voraus zu sein.

darknet

Surface Web, Deep Web und Dark Web

Das Internet hat drei Formen: die, die wir in der Regel nutzen wird Surface Web oder Clearnet genannt, parallel existieren aber auch das Deep Web und das Dark Web. Das Deep Web ist Teil des verborgenen Internets. Seiten, die sich hier befinden, können nicht einfach via Suchmaschine gefunden werden. Das sind beispielsweise private Datenbanken, Regierungsdaten oder ähnliches – also alles Informationen, die nicht für jeden frei zugänglich sind. Und dann ist da noch das Dark Web.
Das Dark Web besteht aus der Gesamtheit an Darknets – dunklen, also verborgenen, Netzwerken. Wer hier unterwegs ist, will online keine Spuren von sich hinterlassen.
Das Dark Web operiert dezentral und anonym – es gibt also keine zentralen Server, Kommunikation und Datenaustausch sind immer verschlüsselt und ohne spezielle Programme, wie Tor oder I2P, ist der Zutritt nicht möglich. Ein Nutzer kann eine Vielzahl an Gründen haben, warum er oder sie mit einem Darknet Zugang unterwegs ist und nicht alle beabsichtigen Internetkriminalität.
Klar, wer das Internet für gesetzwidrige Tätigkeiten nutzen will, tut gut daran, die eigene Identität versteckt zu halten.
Und auch offensichtlich, dass das Darknet aufgrund seiner Eigenschaften der Umschlagplatz für Cyberkriminalität ist. So hat das Darknet es wahrscheinlich 2013 geschafft, in das Bewusstsein der Gesellschaft zu gelangen.
Damals löste das FBI den Darknet Marktplatz Silk Road auf und inhaftierte deren Gründer.
Zu kaufen gab es dort hauptsächlich Drogen. Silk Road operierte unter dem Grundsatz, nur zu handeln, was keinen Schaden für Dritte bedeutet und lehnte deshalb das Angebot von Waffen oder Ähnlichem ab.
Ob Drogenhandel davon ausgenommen ist, Schaden an Anderen zu verursachen, davon kann jeder halten was er/sie will. Die Seite ging nach dem Versuch einer Silk Road 2.0 endgültig offline, lieferte aber Grundlage für einen Film und mehrere Dokumentationen und bleibt deshalb legendär. Natürlich sind andere Marktplätze und Tauschbörsen längst an deren Stelle getreten und es wird Menschen im Darknet tatsächlich verhältnismäßig leicht gemacht, sich mit allerhand Verbotenem einzudecken.
Das können Drogen sein, Waffen, urheberrechtlich geschütztes Material, die Dienste von Hackern oder auch gecrackte Netflix Accounts. Aber obwohl das Darknet oft darauf reduziert wird, ist das weder ursprünglicher noch ausschließlicher Nutzen des anonymen Surfens.

Darknet Zugang gleich Cybercrime - bedeutet verborgen automatisch illegal?

Dass grade in Deutschland das Darknet so oft ausschließlich als Tummelplatz für illegale Aktivitäten betrachtet wird, ist, laut Linus Neumann vom Chaos Computer Club, ein Indikator für unsere Freiheiten.

In Ländern, in denen radikale Zensur betrieben wird und freie Meinungsäußerung gefährlich ist, ist das Darknet schnell die einzige Möglichkeit sich auszutauschen, zu bilden und zu vernetzen.
Denn illegal bedeutet global gesehen nicht automatisch unmoralisch oder schädigend für Andere.

Egal, ob Journalist, Aktivist oder Whistle Blower – was außer Cyberkriminalität heute im Darknet passiert, sind durchaus Dinge, die der Gesellschaft dienen und dem Grundgedanke demokratischer Staaten entsprechen.

Deshalb ist die Existenz des Darknets weiter wichtig und kann nicht darauf reduziert werden, dass es eben auch für Cybercrime missbraucht wird.

Ein Ausflug ins Darknet gefällig?

Jeder kann das Darknet nutzen, dafür benötigst du nur einen entsprechenden Browser.
Und der Darknet Zugang selbst ist in Deutschland auch nicht verboten.

Bedenke aber, dass es durchaus Seiten gibt, deren Inhalte illegal sind und damit auch das Betreten. Einfach auf irgendwelche Links zu klicken, solltest du im Darknet also lieber sein lassen.
Vorsicht ist wichtig, denn einer der Unterschiede zu der Internetnutzung, wie wir es gewohnt sind, ist die Undurchschaubarkeit der URLs. Eine Darknet Adresse gibt keine Auskunft über den Inhalt der Seite.
Es gibt auch keine Darknet Suchmaschine: um im dunklen Internet sicher zu navigieren, existieren deshalb Übersichtsseiten, wie etwa HiddenWiki.

Weil du dich im Darknet sicherheitstechnisch in nicht reguliertem Gebiet bewegst, solltest du nie persönlichen Informationen teilen, ein VPN (virtual private Network) nutzen und immer im Hinterkopf behalten, dass Betrug hier nicht nur wahrscheinlicher ist, als im Surface Web, sondern auch kaum nachzuvollziehen.

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