Fantasie trifft auf Realität - Ein Gedankenexperiment der modernen Science Fiction

Juan (der ethical Hacker) erklärt seinem Auftraggeber, wie seine Software (die VKA) funktioniert. Die Software benötigt sein Auftraggeber zu Aufklärung von Straftaten im Geheimdienst.

„Die Vorhersage von kriminellen Absichten durch datenbasierte Auswertungen, mittels künstlicher Intelligenz und unter Verwendung von omni-interfaces“

Diese Karte stellt das Bewegungsprofil aus verschiedensten Quellen dar. Kreditkartenzahlungen, Kameraüberwachungen, GPS-Position des Handys, GPS-Position des Navigationsgerätes, Personalausweis-Registrierungen, Reisepass-Informationen, Flughafen-Checks und vieles mehr. Die dickeren Linien sind die Routinewege, es sind sozusagen die bereits eingetretenen Trampelpfade. Die weniger dicken Linien sind Wege, welche nicht so oft zurückgelegt wurden…. “

Künstliche Intelligenz, auch KI genannt, spielt in unserem Leben eine immer größere Rolle, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. Vom praktischen Google Übersetzer, über hoch entwickelte Fahrassistenzsysteme im Auto und die Gesichtserkennung im Smartphone bis hin zu von KI verfassten Nachrichten Meldungen und Wetterberichten und nicht zu vergessen, die täglich genutzten Suchmaschinen. Auch moderne Dating-Apps nutzen bereits KI-Technologie und an neuen Apps wird bereits kräftig gearbeitet. So sollen neue, KI-basierte Dating-Apps zukünftig an der Gehirnaktivität der Nutzer erkennen, ob diese eine Person attraktiv finden oder nicht. Selbst in der Kriminalitätsbekämpfung kommt seit einiger Zeit Künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Künstliche Intelligenz

Doch was ist Künstliche Intelligenz eigentlich und welche spezifischen Eigenschaften zeichnen sie aus?

Unter dem Begriff der Künstlichen Intelligenz versteht man grundsätzlich die Simulation intelligenten menschlichen Verhaltens durch Maschinen und hier insbesondere durch computerbasierte Systeme. Maschinelles Lernen und die Automatisierung stehen bei der Entwicklung von KI im Mittelpunkt. Anwendungen Künstlicher Intelligenz finden sich beispielsweise bei der Spracherkennung, bei wissensbasierten Systemen, beim maschinellen Sehen, bei der Erkennung und Analyse von Mustern und auch bei der Robotik. Es gibt verschiedene Programmiersprachen, auf deren Grundlage Software zum Schreiben und Lernen von speziellen Algorithmen für maschinelles Lernen entwickelt wird. Hinzu kommt zumeist noch spezialisierte Hardware.

“… Schauen wir uns einmal diese Karte hier an. Dies ist die emotionale Landschaft der Person. Sie sehen hier die emotionalen Zustände in Abhängigkeit von Ort und Zeit. Die Daten werden mithilfe einer künstlichen Intelligenz ausgewertet. Die Intelligenz analysiert die Mimik und Gestik sowie die Sprache und ordnet sie entsprechenden Emotionen zu. Sie fragen sich, woher das System diese Daten erhält? Nichts einfacher als das: Sie steigen morgens in Ihren PKW und wir haben das erste Bild. Die Kamera, welche über Ihnen und neben der Sonnenblende installiert ist, ist normalerweise für die Gestensteuerung ihres Fahrzeuges zuständig. Sie wischen mit der Hand nach rechts und der nächste Song wird abgespielt. Wir nehmen uns einfach diese Bilder und analysieren Sie. Natürlich in vertrauensvoller Art und Weise….”

Die Programmierung von KI fokussiert sich in diesem Zusammenhang darauf, dass die Künstliche Intelligenz lernfähig ist, logisches Denken beherrscht und dazu in der Lage ist, seine eigenen Prozesse als falsch zu erkennen und zu korrigieren.

Was ist der Unterschied zwischen einer starken und einer schwachen KI?

Schwache KI sind computerbasierte Systeme, die konkrete Anwendungssysteme erledigen und speziell für die Ausführung einer genau festgelegten Aufgabe programmiert wurden. Durch die schwache KI sollen technische Anwendungen und menschliche Denkaufgaben unterstützt werden. Die Lernfähigkeit von schwachen KIs konzentriert sich hauptsächlich auf das Trainieren von Erkennungsmustern oder auf das Durchsuchen und Abgleichen größerer Datenmengen. Schwache KIs können zwar sehr komplexe Probleme lösen, allerdings sollten diese komplexen Probleme genau spezifiziert sein und sich wiederholen. Mit ihrer streng festgelegten Methodik sind die schwachen KIs dazu in der Lage diese Aufgaben zu verarbeiten und zu lösen. Textübersetzungen, Spracherkennung, Navigationssysteme oder digitale Assistenzsysteme wie Siri und Alexa sind Beispiele für eine schwache KI.

Das Konzept der starken KI besteht hingegen darin, die kognitiven Fähigkeiten des menschlichen Gehirns nachzubilden und sogar zu optimieren. Starke KI wären also computerbasierte Systeme, die gemeinsam und auf Augenhöhe mit Menschen schwierige Aufgaben lösen. Der Aufbau eines gemeinsamen Verständnisses zwischen künstlichen Intelligenzträgern und Menschen wird bei der Realisierung einer starken KI ebenfalls angestrebt. Eine starke KI wäre in der Lage, selbstständig Aufgabenstellungen zu definieren und selbstständig durch den Transfer von Wissen aus einem anderen Bereich eine Lösung zu erarbeiten. Man könnte auch sagen, die Entwicklung einer starken KI beinhaltet die Schaffung eines Bewusstseins.

Bislang gibt es in Bezug auf die Entwicklung einer starken KI zahlreiche philosophische und ethische Fragestellungen, die noch nicht zur Gänze geklärt werden konnten und gesellschaftlich umstritten sind. Denn vor einer sich selbst weiter entwickelnden Künstlichen Intelligenz, welche die Fähigkeiten der Menschen schnell in den Schatten stellen würde, herrscht in der Bevölkerung nach wie vor eine diffuse Angst, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Selbst der brillante Physiker Stephen Hawking warnte im Jahr 2014 vor der Erstarkung der Künstlichen Intelligenz und sah in ihr eine ernstzunehmende Bedrohung für die Menschheit.

Genau dieses Spannungsfeld aus Möglichkeiten und Furcht ist es, dass das Thema Künstliche Intelligenz für Literatur, Filme und die Kunst im Allgemeinen so interessant ist.

Realität und Science Fiction liegen im Hinblick auf die KI nahe beieinander.

“…Weiter geht’s: Sie greifen zum Handy und wollen ein Telefonat führen. Ihr Handy wird mittels Gesichtserkennung freigeschaltet. Schwupps, das nächste Bild steht parat. Sie geben einen Sprachanruf ab, und wir haben auch schon die Stimmanalyse im Spiel, welche Ihre Stimme auf Emotionen abscannt. Ebenfalls Sprachnachrichten, Wortwechsel während Telefonkonferenzen und vieles mehr stehen uns zur Verfügung. Das System arbeitet mit omni-interfaces, es saugt alle Informationen um sich herum aus den unterschiedlichsten Systemen auf und verwertet sie«, erklärte Juan weiterhin selbst von seiner Arbeit begeistert.”

Die gezeigten Buchausschnitte handeln klar von einem erfundenen Beispiel. Doch die Begeisterung, die Juan zeigt, ist von unserer Realität nicht weit entfernt. Unser technologischer Fortschritt fasziniert uns und das zu recht. Doch wohin führt er uns? In eine für uns ungewisse Zukunft, in der wir die Kontrolle über die Künstliche Intelligenz komplett verloren haben und ausgeliefert sind? In eine Welt, in der die KIs bestimmen, wie wir handeln, wie wir uns bewegen, was wir tun. In Anbetracht dessen, dass der Buchausschnitt ausschließlich Fiktion ist, zeigt uns dieses Werk dennoch, auf welchen Pfad unsere Begeisterung und unsere Faszination uns bringen könnte: Einen uns ungewissen.

Die Vorhersage von Verbrechen durch die KI - Wie nahe liegen Fiktion und Wirklichkeit beieinander?

Im Buchausschnitt erläutert Juan seinem Auftraggeber die Funktionsweise, der von ihm geschaffenen Software, welche ermöglicht einiges an Wissen und Daten über die Nutzer zu erlangen. Juans Ziel ist natürlich kein Schlechtes, er möchte, dass Straftaten zielgerichtet aufgeklärt werden. Doch bleibt es tatsächlich dabei? Wenn die KI die Kontrolle übernimmt, was folgt dann? Innerhalb des Buches wirst du auf interessante ethische und fiktive Gedankenspiele stoßen. Wohin führt uns die Idee, der wir mit der künstlichen Intelligenz nachgehen? In unser eigenes Verderben oder in eine fortschrittliche technologische Ergänzung?

Die Methoden, die die Künstliche Intelligenz anwendet sind nicht ausschließlich Fiktion.

Denn viele in dieser Passage dargelegten Instrumente werden bereits in der Realität zur Aufklärung von Verbrechen verwendet. So werten Polizei und Staatsanwaltschaft, bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen, Kameraaufnahmen eines Tatverdächtigen aus und erstellen Bewegungsprofile. Noch Zukunftsmusik ist allerdings die Analyse von Gestik, Sprache und Mimik, um aus ihr den emotionalen Zustand einer Person abzulesen und diesen dann in Zusammenhang dazu zu setzen, wo diese Person sich in welchem Gemütszustand befunden hat. Doch ist Juans Werk im Buch unserer Realität noch weit entfernt?

Die Daten, die aus den unterschiedlichsten Kameras und Sprachnachrichten zusammengetragen werden, analysiert die KI hinsichtlich verschiedenster Faktoren.

Doch nicht nur im Rahmen der Verbrechensaufklärung, sondern auch im Hinblick auf die Prävention von Verbrechen, kommt künstliche Intelligenz schon heute zum Einsatz. Dieses auch als „Predictive Policing“ bezeichnete Vorgehen wird durch eine KI vorgenommen und soll die Arbeit der Polizei so steuern, dass diese vor der Begehung eines Verbrechens bereits am Tatort auftaucht. Um vorauszusagen, in welchen Gegenden der Stadt demnächst eine Straftat verübt werden könnte, werten die KI Computerprogramme die Daten bereits begangener Straftaten aus. Welche Wohngegenden haben sich in der Vergangenheit als „lukrativ“ für Straftäter erwiesen, in welchen Gegenden ist die Kriminalitätsrate in letzter Zeit stark angestiegen und wo ist die polizeiliche Infrastruktur möglicherweise weniger stark ausgeprägt?

In den USA, in Bayern und anderen Ländern wurden diese KI Programme schon eingesetzt und haben für Kontroversen gesorgt. Während Befürworter dieser KI-Technik sagen, dass die Programme mit großer Wahrscheinlichkeit Verbrechen voraussagen können, bescheinigen Kritiker dem System einen rassistischen Algorithmus. Denn auch die persönlichen Meinungen und Wertungen der Programmierer würden unbewusst in das System eingespeist.

Doch noch größerer Kritik als das KI-Programm, welches den Ort einer Tatbegehung voraussagen können will, ist ein Computerprogramm ausgesetzt, dass einen zukünftigen Täter anhand des Gesichts einer Person erkennen soll. Da sich die KI aus Daten speist, die historische Gerichts- und Festnahmeprotokolle beinhaltet, werden früher wie selbstverständlich gelebte Vorurteile auch weiter befeuert. Denn die Bilder von festgenommenen Personen müssen nicht unbedingt die objektive Realität widerspiegeln, sondern können auch das subjektive Handeln der Polizei in der Vergangenheit zeigen. Derartige Daten würden den Algorithmus negativ beeinflussen. Somit wären nicht nur die Aufklärung von Verbrechen Aufgabe der künstlichen Intelligenz, sondern auch möglicherweise das Begehen der Straftaten, die von einer künstlichen Intelligenz angestiftet werden. Doch wohin führt uns das?

Die Welt der KI ist eine sich ständig weiterentwickelnde und sie beinhaltet Techniken, die uns vor 10 bis 20 Jahren noch als ferne Utopie erschienen, doch die jetzt schon Realität sind. Insbesondere das Zusammenspiel aus einer immer größeren Datenflut und den beständig effizienter arbeitenden KI sorgen für Szenarien, die begeistern und zugleich Angst machen können.

Aber die eigentliche Frage unseres Buches bleibt nicht nur in der Science Fiction, sondern auch in der Realität viel eher: Bist du bereit, das Risiko einzugehen dich faszinieren zu lassen?

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