“Plötzlich sprach eine Stimme aus dem Hintergrund: »Das ist die pure Freiheit hier in der Bar, Amelia. Weißt du, man kann so viel Besitztümer anhäufen, man kann ein noch so schimmerndes Luxusleben haben, man kann einen machtvollen Beruf ausüben und eine grandiose Karriere hingelegt haben. Aber all das ist nichts im Vergleich zu der Freiheit, die der Mensch empfindet, wenn er seiner Seele freien Lauf lässt. Wenn er experimentieren kann, wenn der Mensch sich ausprobieren kann.«”
Identität ist die Echtheit einer Person: das vielschichtige Puzzle aus Charaktereigenschaften, Erfahrungen und Gefühlen. Beeinflusst von der Außenwelt, definiert durch Abgrenzung und Zugehörigkeit.
Das Dorsch Lexikon der Psychologie definiert Identität so:
“Identität [engl. identity; lat. idem derselbe], [BIO, PER, SOZ], beschreibt die Art und Weise, wie Menschen sich selbst aus ihrer biografischen Entwicklung (Biografie) heraus in der ständigen Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt wahrnehmen und verstehen.”
Herauszufinden, wer wir sind, ist eine Aufgabe fürs Leben.
Nicht nur, weil wir als Menschen sehr komplex sind, sondern weil wir uns stetig wandeln: wir machen Erfahrungen, lernen dazu, unsere Wünsche und Ziele sind beeinflussbar und können sich verändern.
Das gilt auch für unsere Werte und Ansichten.
Das klingt chaotischer als wir es in der Regel empfinden, denn es gibt immer auch Wesenszüge und Teile unsere Persönlichkeit, die beständig sind.
Identität ist unser Gesamtbild und beinhaltet sowohl Selbst- wie Außenwahrnehmung. Je mehr diese beiden Perspektiven in Einklang sind, umso besser fühlen wir uns.Ist das der Fall, ist oft die Rede davon, dass wir “wir selbst” sein können.
Die eigene Identität finden und im Hier und Jetzt leben zu können, ist ein wichtiger Faktor für das emotionale und psychische Wohlbefinden eines Menschen.
Auch das ständige Abgleichen mit unserem Umfeld ist ein wesentliches Hilfsmittel bei der Definition unserer eigenen Gedanken, Gefühle und dem Prozess der Selbstidentifikation. Und nicht immer finden wir uns in der Gesellschaft repräsentiert und verstanden, grade wenn es um sexuelle Identität und Selbstwahrnehmung geht.
Dass wir trotzdem Nischen in unserem Leben finden, in denen unsere Person bedingungslos akzeptiert wird, ist unheimlich wichtig aber nicht immer einfach.
»Und wo kann all das einfacher sein als in einer Umgebung, in der keine Schamgefühle existieren. Eine Umgebung, in der sich niemand als Minderheit fühlt, denn jeder ist gleich. Jeder einzelne Gast kann einfach frei existieren und die Identität meiner Bar erleben. Denn frei sein ist Identitätsstiftend.«
Identität finden hat tatsächlich viel mit Freiheit zu tun. Und je weniger eine Gesellschaft die Suche beschränkt, umso leichter fällt es ihren Mitgliedern sich selbst zu definieren.<br/.Wir sind nur dann frei, unsere Grenzen selbst zu erforschen, wenn wir keine Angst haben müssen, für Aspekte unserer Personalität geächtet zu werden.
Soweit so gut. Allerdings sind wir uns hoffentlich einig, dass es durchaus Persönlichkeitszüge und Interessen gibt, deren Ausleben nicht Privatsache einzelner Individuen ist.
Die Aufgabe der Gesellschaft bei der Identitätsfindung Einzelner, ist das Abstecken von Grenzen zum Wohle Aller. <br/.Sozusagen das Einhalten der goldenen Regel sicherzustellen.<br/.“Was du nicht willst, das(s) man dir tu’, dass füg auch keinem andern zu.”
Doch die Gründe, warum nicht jeder Mensch frei ist, die eigene Identität zu leben, sind nicht immer gesetzlicher Natur. <br/.Vorurteile und die Ansichten Anderer können durchaus dazu führen, dass wir uns, obwohl wir selbst unsere Persönlichkeit erkennen und annehmen, sicherheitshalber verstellen.<br/.Vor allem von heteronormativer abweichender sexueller Identität und Selbstwahrnehmung begegnen nach wie vor Voreingenommenheit, Ablehnung und Unverständnis.
Wie absurd klingt die lange als Fakt betrachtete – und leider immer noch in manchen Teilen der Welt vorherrschende – Annahme, dass im Grunde jeder Mensch heterosexuell sei und alles andere fehlgeleitete, aber korrigierbare sexuelle Orientierungen sind.
Wie viele Facetten Selbstidentifikation und Sexualität haben kann, zeigt sich erst, wenn Menschen sich sicher genug fühlen, diese zu entdecken und zu leben.
Homo- und Bisexualität sind keineswegs Randerscheinungen, sondern viel häufiger als noch vor wenigen Jahrzehnten angenommen.
Wir wissen, dass Menschen sich nicht nur vom gleichen Geschlecht angezogen fühlen können, sondern dass bei der Pansexualität das Geschlecht auch gar keine Rolle bei der Attraktivität zwischen zwei Menschen spielt.
Menschen, die sich als asexuell identifizieren, haben wiederum überhaupt kein Interesse an Sexualität. Was aber nicht heißt, dass kein Bedarf nach körperlicher Nähe besteht. Asexuelle Menschen führen, genau wie alle Anderen, mit dem richtigen Partner erfüllte und tiefe Beziehungen.
Auch unsere geschlechtliche Identität ist vielfältig und lässt sich nicht unbedingt (nur) als männlich oder weiblich labeln.
So umfasst das weite Feld der Nichtkonformität zwischen biologischem Körper und Gefühl neben Transsexualität auch nichtbinäre Menschen.
Für transgender Menschen stimmt die geschlechtliche Selbstwahrnehmung nicht mit dem Körper, mit dem sie geboren wurde, überein.
Nichtbinären Menschen ordnen sich in ihrer Identität keinem Geschlecht klar zu und auch hier gibt es eine ganze Menge Subkategorien.
Wichtig zu wissen ist, dass die geschlechtliche Identität und die sexuelle Identität zwei verschiedene Aspekte beschreibt und die Möglichkeiten an Kombinationen hier genauso vielschichtig sind, wie wir Menschen selbst.
Unser Gesamtbild beinhaltet nicht nur wer oder was wir sind, sondern auch, wie wir von unserem Umfeld empfunden und bezeichnet werden.
Dass die Außenwelt einen Menschen korrekt benennt, ist also durchaus identitätsstiftend.
Der Gebrauch der korrekten Pronomen ist beispielsweise ein wichtiges Zeichen der Akzeptanz und Wertschätzung.
Sprache spielt generell eine große Rolle und demonstriert das Bemühen, als Teil der Gesellschaft möglichst inklusiv zu sein und jeder Person den Raum zu geben, die eigene Wahrheit offen zu leben.
Wäre ja ein Traum, wenn diese Freiheit nicht auf Treffpunkte, wie etwa Athans Bar, begrenzt wäre.
Das in Deutschland gültige “Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz” fordert genau das: die Gleichbehandlung aller Menschen unabhängig von deren sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität.
Trotzdem machen wir uns bewusst, dass das alltägliche Leben für viele Menschen nach wie vor kein sicherer Raum ist, um sie selbst zu sein.
Grade in dörflichen Umgebungen oder bestimmten Milieus herrscht immer noch bewusste oder unbewusste Ignoranz.
Das kann nicht nur in mangelnder Toleranz, sondern in realer Gefahr für das Wohlbefinden von marginalisierten Gruppen resultieren.