Cyberpunk – High Tech oder bloß ein schmutziger Blick in die Zukunft?

In einer Cyberpunk-Welt geht es oft um die negativen Auswirkungen bestimmter Technologien auf die Menschen. In einer relativ nahen Zukunft ist High Tech weit verbreitet. Diese Technik steuert und manipuliert die meisten gesellschaftlichen Interaktionen. Die Zukunft im Cyberpunk unterscheidet sich kaum von unserer Gegenwart, ist aber meistens dystopisch. Gesellschaftliche Grenzen werden regelmäßig überschritten. Oft ist die Natur schwer beschädigt, Kriminalität und Drogenkonsum sind die vorherrschenden Themen. Dies zeigt eine Art der zerstörten Welt, die in Anbetracht dessen, wie unsere Gesellschaft funktioniert, vielen von uns Angst macht. Wie weit ist die Cyberpunk Bewegung weg von dem, was wir in unserer Welt darunter verstehen würden und wie wir uns Menschen weiterentwickeln?

Es gibt unterschiedliche Meinungen zu den Ursprüngen der Cyberpunk-Bewegung. Der Name „Cyberpunk“ stammt aus einer Kurzgeschichte (1980) des amerikanischen Autors Bruce Bethke. Es gibt außerdem eine Reihe wichtiger Autoren, die den Begriff verwendet und weiterentwickelt haben. Dazu gehören zum Beispiel William Gibson, Rudy Rucker, Bruce Sterling und John Shirley. Erste Vorläufer findet man bereits in den 1950er Jahren in „The Demolished Man“ (1953), „The Stars My Destination“ oder natürlich Do Androids Dream of Electric Sheep? (1968) von Philip K. Dick, um nur einige Beispiele zu nennen.

In den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts waren es „Blade Runner“ und „Neuromancer“ von William Gibson, durch die die literarische und filmische Geburt des Genres einleiteten. Besonders „Blade Runner“ beeinflusst heute immer noch das literarische Genre des Cyberpunks. 

Die Cyberwelt verschmilzt ständig mit der realen Welt durch Dinge wie das Internet der Dinge, soziale Medien, mobile Technologie, virtuelle Realität und erweiterte Realität. Hacker haben Banden, Unternehmen, Regierungen und Einzelpersonen in die Knie gezwungen. Wir sind im Cyberpunk-Zeitalter angekommen.

Launch of THE ZONE orientiert sich an Cyberpunk-Themen. Besonders die Fähigkeiten des Protagonisten Juan im Bereich des Hacking, der Programmierung und die gute Kenntnis der Features von THE ZONE, als Dating App, lehnen sich an diese Thematik an. Sie zeigen die möglichen Folgen und die Konsequenzen der Maßnahmen, die wir heute als intelligent bezeichnen.

Der Cyberpunk und die Kontrolle über die Gesellschaft

Neben den Menschen agieren in der Zukunft oft Cyborgs und KI. Der Unterschied zwischen intelligenten Algorithmen und Robotern verwischt im Cyberpunk-Genre oft. Menschliche Charakterzüge, die wir für selbstverständlich halten, verschwinden durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine. In einigen Fällen übernehmen empfindungsfähige Programme Rollen, die traditionell von Menschen eingenommen werden.

Cyberpunk ist ein Subgenre der Science-Fiction, das fortschrittliche Wissenschaft und Technologie in einer urbanen, dystopischen Zukunft zeigt. Auf der einen Seite stehen mächtige Megakonzerne und private Sicherheitskräfte, auf der anderen Seite die dunkle und düstere Unterwelt des illegalen Handels, der Gangs, der Drogen und des Lasters. Dazwischen liegen Politik, Korruption und soziale Umwälzungen.

„Juan ist im Keller eines Gebäudes in Prag eingesperrt:

Juan machte die Augen zu. Er genoss das Aroma des Lavendels, welches ihn in die Entspannung trieb. Er ließ den Tag Revue passieren. Seine Gedanken waren bei dem Auftrag. Und bei der App, die nichts anderes als die vermeintliche Beherrschung der Welt avisierte. Ebenfalls waren seine Gedanken bei dem fremden und beängstigenden, aber dennoch so sympathischen Mann in der Kirche…“

cyberpunk

Die Verschmelzung von Geist und Maschine wirkt sich auch auf die Kontrolle der Wahrnehmung aus. In zahlreichen Handlungssträngen im Cyberpunk-Genre geht es um die Beeinflussung der Wahrnehmung, die meistens auch eine virtuelle Realität beinhalten. Es geht darum, die reale Welt zu maskieren oder an deren Stelle zu treten. Diese Bewegung vereint Surrealismus mit einem dystopischen Realismus. Das Genre gilt der Science Fiction, die an den Handlungsweisen der Menschen schon oftmals kunstvoll Kritik geübt hat, um Spielraum für Reflexion und Interpretation lässt und uns somit zum Nachdenken anregt.

In der Welt des Cyberpunks gibt es fast immer eine mächtige und wichtige Kontrollinstanz. Hinter den Instanzen, welche die gesellschaftliche Entwicklung lenken, stehen oft Kapitalgesellschaften mit ihren Interessen. Manchmal ist es auch eine allgegenwärtige Regierung. In diesen futuristischen Dystopien existieren letzte Spuren einer Zivilisation oft nur in einer geschlossenen und geschützten Stadt. Viele bürgerlichen Freiheiten wurden unter dem Deckmantel des Schutzes der Menschheit entfernt.

Transhumanismus ist eine philosophische Bewegung, die sich für die Transformation des menschlichen Daseins einsetzt. Durch den Einsatz allgemein verfügbarer ausgeklügelter Technologien geht es darum, die Physiologie und den Intellekt des Menschen erheblich zu verbessern. Der Cyberpunk ist eng mit dieser Philosophie verbunden. In der Cyberpunk-Literatur gibt es dazu zahlreiche Beispiele für transhumane (teils Mensch, teils Maschine) Protagonisten.

Allgegenwärtiger Zugriff auf Informationen

„…Juan, nun aber mal mit ganz klaren Gedanken. Du sitzt hier unten in einem modernen Hightech-Wohnkeller. Dein Auftraggeber hüllt sich in Anonymität. Eine hoch entwickelte App, die angeblich in den Händen von kriminellen Attentätern liegt. Und du sitzt hier in einer Badewanne und entspannst dich. Vermutlich wird jeder Atemzug, jede Bewegung, die du von dir gibst, überwacht. “Ich darf mir also nichts anmerken lassen. Also verhalte dich auch so! Sei gewohnt professionell und verhalte dich, als wenn du dir nichts anmerken lassen würdest!”, dachte er sich, während er seinen Mund zusammen presste, um sicherzugehen, dass kein Gedanke sich in Worte wandeln würde…“

Die Cyberpunk-Stories konzentrieren sich oft auf den Untergrund, nicht nur räumlich gesehen, sondern auch auf den Untergrund der Gesellschaft. Während die Geschichte zur Revolution und zum Sturz der Machtstruktur führen kann, ist die Perspektive immer die des Unterdrückten oder des Punks, des Antihelden der Unterdrückten.

„…Juan befand sich im Arbeitsraum des Kellers:

Auf den Bildschirmen zeigte sich ein Statusfenster.

– Ready for Work. Please show the QR-Code. –

Juan ergriff den Zettel mit dem QR-Code und hielt ihn in die Webcam. Das Statusfenster schloss sich. Es öffnete sich ein Ordner mit tausenden von Dokumenten. Die einzelnen Dokumente waren durch fortlaufende Zahlen sortiert. Ganz oben war das Inhaltsdokument ersichtlich. Juan öffnete es…“

Im Cyberpunk geht es häufig um den Zugriff auf bestimmte Informationen. Hacker versuchen mit Hilfe des Internets an Informationen zu gelangen. Das führt nicht selten zu einer Verwischung des Virtuellen mit dem Realen. Dass das Konsequenzen hat für unser Leben und für die Art wie wir einander begegnen ist klar. Die Frage ist eher, wie sich die Konsequenzen auswirken. Ob sich dieses Vermischen der virtuellen und realen Welt gut oder schlecht auswirkt, lässt sich nur gespannt erahnen. Mit einer solchen Verantwortung bleibt es ungewiss, ob wir dieser gewachsen sind.

Cyberpunks und unsere Hackerkultur

„…
Guten Tag Juan.

Nun bist Du bereits mitten im Auftrag. Dieser Kellerraum ist durch eine besondere Absicherung geschützt. Der obere Eingangsbereich ist bereits zu einer Abstellkammer umgebaut. Wenn im oberen Bereich des Hauses jemand durch die Tür schreitet, wird er den Kellerraum zwischen den Kehrbesen, Schaufeln und Rasenmäher nicht vermuten. Hier wird Dich niemand stören. Sobald jemand das Gelände betritt, erhalten wir eine Information und können handeln. Zu Deinem persönlichen Schutz, haben wir alles bestens abgesichert. Die Dokumente, die sich in dem Ordner befinden, sind unsere Recherche-Ergebnisse aus monatelanger Arbeit. Unter den Nummern hundert bis hundertfünfzig ist unser erster Angriff ersichtlich. Wie Du bereits erfahren hast, wurde das Angriffsziel, beziehungsweise die App, nach den Angriffen heruntergefahren und eine neue und damit auch gegen Attacken besser geschützte Version erstellt. Die aktuell im online-Modus befindliche Version konnten wir nur zum Teil infiltrieren.

…“

Die Philosophie des Cyberpunks spiegelt sich besonders in einer Hackerkultur wider. In „Neuromancer“ ist beispielsweise die Hauptperson Henry Case ein Hacker, der daran arbeitet, in Computernetzwerke von Unternehmen einzudringen. Viele andere Charaktere der Cyberpunk-Literatur verkörpern ebenfalls die Kultur und Ethik von Hackern. Die Protagonisten von „Matrix“ verkörpern das Selbstverständnis von Hackern, die versuchen, die Menschheit aus der Herrschaft der Technologie-Konzerne zu befreien. Sie benutzen Programmierung und Computernetzwerke also als Medium der Freiheit und Kreativität.

Cyberpunk-Ableger

Biopunk ist ein Subgenre von Cyberpunk, welches sich mehr auf biologische Technologien wie Genmanipulation konzentriert. Oft zitierte Beispiele sind die Filme Gattaca (1997) und Dark Angel (2003). Diese Filme gehören zu dieser Gattung, denn auch im Biopunk wird der „High Tech – Low Life“- Ansatz verfolgt. Es ist eine andere Visualisierung der gleichen Ideen und demnach eine ähnliche Kritik an unserer Welt als solches.

Ein interessanter Ableger ist auch der Steampunk. Dies ist eine Neuinterpretation der Geschichte durch eine Science-Fiction- und Fantasy-Linse, die sich auf die viktorianische Ära, etwa 1840-1910, konzentriert. In diesem Genre werden soziale Praktiken der Ära mit neu interpretierter Technologie mit Schwerpunkt auf Dampfkraft kombiniert.

Der Post-Cyberpunk ist eine moderne Reaktion auf die mittlerweile antiquierten visuellen Qualitäten des von den 80ern inspirierten Cyberpunk. Post-Cyberpunk konzentriert sich tendenziell stärker auf Transhumanismus, Raumfahrt und neue Technologien, die zur Zeit der 80er Jahre noch nicht vorstellbar waren. Doch genug zu den Folgen der Bewegung als solches. Die Idee dessen bleibt die selbe. Und möglicherweise ist die Bewegung der Cyberpunks die, die uns aus den möglichen negativen Konsequenzen wieder herausholen und “retten” kann. Denn wir können nicht abschätzen, wozu unser wissenschaftlicher und technischer Fortschritt führen kann. Eine Hoffnung, dass es Menschen gibt, die intellektuell dem gewachsen sind, was wir als Allgemeine Gesellschaft nicht überblicken können.

Die Zukunft ist bereits da

Cyberpunk hat sich auf alle Formen von Medien ausgebreitet und eine Subkultur geschaffen. Überall gibt es Cyberpunk-Filme, im Fernsehen, Comics, in der Musik und Kunst. Die Bewegung hat unsere Mode, unsere Architektur und auch unser Verständnis von Philosophie beeinflusst. Aus der einstigen Literaturgattung ist viel mehr geworden, als zu Beginn zu erwarten war. Die Bewegung wird sich weiterentwickeln und relevanter werden, je weiter wir uns in die Zukunft bewegen. Ist das gut für uns oder nur eine weitere Entscheidung Richtung Verderben der Menschheit?

Cyberpunks haben eine Ethik, eine Haltung. Diese Haltung ist kulturell und sozial bewusst, genau wie die Fiktion, der sie ihren Namen verdanken. Cyberpunks hinterfragen alles und jeden und entscheiden selbst, was sie für wahr halten. Dieser Weg der Verständigung führt zu unterschiedlichen Weltanschauungen und Meinungen, aber Vielfalt ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Bevölkerung. Cyberpunks wissen, dass das System nicht zu Ihren Gunsten handelt und die Karten zumeist gegen sie gemischt sind. Aber ein Cyberpunk weiß, wie man das System hackt, also spielt das keine Rolle. Die logische Schlussfolgerung für jeden, der nicht integer handeln möchte, ist also folgende: Leg dich besser nicht mit einem Cyberpunk an.