BDSM hat längst den Weg aus dunklen Untergrundclubs gefunden und ist mittlerweile durchaus vorzeigbar.
Trotzdem weichen die gesellschaftlichen Vorstellungen von BDSM und den Menschen, die diese Vorliebe ausleben, teilweise stark von der Realität ab.
Zeit für einen Blick hinter die Kulissen.
Das Interesse am Empfangen oder Zufügen von Schmerzen zur Steigerung der Lust zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Sexualität.
Obwohl diese sexuelle Spielart von der breiten Öffentlichkeit lange als Abartigkeit abgetan wurde – und teilweise immer noch wird – ist die Verknüpfung von Erotik und Schmerz keine Erfindung der Neuzeit.
Das Kama Sutra widmet dem erotischen Schlagen, Beissen und Kneifen ein ganzes Kapitel und gilt als älteste Niederschrift zum Thema.
Auch im alten Rom und Griechenland finden sich Aufzeichnungen, die Schläge mit Peitschen und Paddeln in sexuellem Kontext dokumentieren.
Schon im 18. Jahrhundert gehörte das Auspeitschen zu den angebotenen Diensten in englischen Bordellen und auch in anderen europäischen Ländern gibt es Überlieferungen, die beweisen, dass solche Praktiken sich durchaus Beliebtheit erfreuten.
Springen wir in die Moderne, hat kurioserweise grade ein Buch, dass in der BDSM Szene aufgrund der dargestellten toxischen Beziehung der Charaktere auf Ablehnung stösst, das Spiel mit Macht und Schmerz aus der Tabuzone geholt. Egal, ob du die Buch Serie gelesen oder die Verfilmungen gesehen hast oder auch nichts von beiden – jedem dürfte klar sein, von welcher Story die Rede ist.
“Seine neueste Idee war ein BDSM-Raum, mit allem, was dazugehörte. Ein Raum, gefüllt mit Gefühlen. Gefühlen der Macht, Unterwerfung und Intimität. Die Faszination am Spiel mit der Angst sollten den Raum erfüllen und den Gast entführen.
Seine Arbeitsfläche war bereits voll bedeckt mit bildlichen Kompositionen zu allen erdenklichen Ausstattungsvarianten. Haken in den Wänden, ein Käfig, eine Regalwand für die Zurschaustellung diverser Equipments, eine Streckbank, ein Flaschenzug an der Decke und noch vieles mehr. Er würde sich gerne von Amelia beraten lassen, jedoch hatte sich bisher noch keine Möglichkeit hierzu ergeben.”
Wie in viele Subkulturen gibt es auch in der BDSM Szene Terminologien, die Außenstehenden nicht unbedingt vertraut sein dürften.Die wichtigsten Begriffe sind Sub und Dom, austauschbar mit Top (oben) und Bottom (unten), sie benennen die Rollenverteilung im BDSM Spiel.
Sub steht hier für Submissive, also unterwürfig, und bezeichnet genau wie Bottom oder Sklave den passiven Akteur.
Wie in viele Subkulturen gibt es auch in der BDSM Szene Terminologien, die Außenstehenden nicht unbedingt vertraut sein dürften.Die wichtigsten Begriffe sind Sub und Dom, austauschbar mit Top (oben) und Bottom (unten), sie benennen die Rollenverteilung im BDSM Spiel.
Sub steht hier für Submissive, also unterwürfig, und bezeichnet genau wie Bottom oder Sklave den passiven Akteur.
Er/sie folgt Befehlen, wird lustvoll gequält oder gefesselt. Der/die Sub ist Empfänger*in und gibt sich der Kontrolle des Spielpartners hin.
Dom, als Kürzel für Domina/Dominus, oder Top benennt hingegen den dominanten, agierenden Part.
Wer, zum Beispiel je nach Gegenüber, zwischen dominant und unterwürfig wechselt und sich nicht einer Rolle fest zugehörig fühlt, ist ein so genannter Switcher.
Vanilla bezeichnet Menschen, die kein BDSM praktizieren oder auch Sex, der nicht BDSM Spiel ist.
Wo genau die Linie zwischen Vanilla und BDSM verläuft, bestimmt im Grunde Jeder selbst, die vagen Begrifflichkeiten erlauben schließlich jede Menge Interpretationsspielraum.
Ein BDSM Spiel muss nicht unbedingt in einer erotischen Folterkammer, die der oben Beschriebenen gleicht, stattfinden.
Auch sanftes Fesseln oder Rollenspiele im heimischen Schlafzimmer können BDSM sein.
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen sehr intensive Spiele, die per se wenig ausschließen: komplette Aufgabe von Kontrolle, Elektrostimulation, Kneifen, kunstvolles Bondage und das sogenannte Hängen – mit oder ohne den Einsatz von Toys und Werkzeug, zu zweit oder in der Gruppe, unter Beobachtung oder exklusiv.
Die Grenzen sind fließend und werden nur dadurch definiert, was den Beteiligten Lust macht.
Entgegen einer verbreiteten Annahme, muss BDSM außerdem nicht automatisch zu Sex führen.
Clarisse Thorn, Autorin und pro-BDSM Aktivistin, benutzt zur Erklärung gerne den Vergleich mit Massagen: für Manche ist das sinnliche Durchkneten des Partners Vorspiel, Anderen dient es einfach der Entspannung und hilft beim Abschalten.
Wer mit BDSM so gar nichts anfangen kann, hat wahrscheinlich auch Schwierigkeiten, sich den Reiz vorzustellen.
Fair enough – Sexualität ist schließlich individuell und sollte nur beinhalten, womit sich die Partizipierenden wohl fühlen. Deshalb gehören Kink Play und BDSM auch nicht in die Ecke der Absonderlichkeiten. Die Voraussetzung für BDSM Spiele ist eine offene Kommunikation und immer auch Vertrauen.
Vor einer Session tauschen sich die Beteiligten oft nicht nur über Fantasien und Wünsche aus, sondern auch über die eigenen Grenzen und wie diese zu respektieren sind.
Das erfordert die Fähigkeit, sich effektiv mitzuteilen und offen mit den eigenen Vorlieben umzugehen: in der BDSM Szene wird den Eigenheiten der Menschen generell mit viel Aufgeschlossenheit und Akzeptanz begegnet.
Auch lernen Subs und Doms ihre Bedürfnisse, Grenzen und im Grunde sich selbst beim gemeinsamen Spielen sehr genau kennen.
Die Gründe warum Menschen bei BDSM landen, sind vielfältig.
Weder liegt Masochismus immer in Missbrauchserfahrungen begründet, noch hat ein Sadist generell gefährliche Gewaltfantasien.
Es ist wichtig zu betonen, dass auch psychologisch bei der Definition von Sadismus Unterschiede gemacht werden.
So wird zwischen gefährlichem und einvernehmlichem sexuellem Sadismus eine klare Linie gezogen.
Im Gegensatz zu gefährlichem sexuellem Sadismus, der das Ziel der Zerstörung eines Lebewesens verfolgt, ist bei einvernehmlichem sexuellem Sadismus der Konsens Grundvoraussetzung.
Im Gegensatz zu gefährlichem sexuellem Sadismus, der das Ziel der Zerstörung eines Lebewesens verfolgt, ist bei einvernehmlichem sexuellem Sadismus der Konsens Grundvoraussetzung.
Das Gegenüber wird nicht zum Objekt degradiert, wie das bei gefährlichem Sadismus der Fall ist, sondern der Reiz liegt viel mehr in der Hingabe und der bewussten Aufgabe von Kontrolle des Spielpartners.
Das Gegenüber wird nicht zum Objekt degradiert, wie das bei gefährlichem Sadismus der Fall ist, sondern der Reiz liegt viel mehr in der Hingabe und der bewussten Aufgabe von Kontrolle des Spielpartners.
Praktizierende von BDSM beschreiben den Zustand während des Spiels als extrem entspannend.
So kann die bewusste Unterwerfung eine Pause im Alltag sein.
Schmerz kann uns in einen Zustand der Trance versetzen, der durchaus als angenehm empfunden werden kann. Wenn wir in der Lage sind, einem Schmerzgefühl nicht mit Panik sondern mit Aufregung zu begegnen, schärfen sich unsere Sinne. Das wiederum resultiert oft in einer hohen Empfindsamkeit.
Und auch Domina oder Dominus erfahren eine Art Flow State. Den Fokus ganz auf den Spielpartner zu richten und mit Stimulation Reaktionen hervorzurufen, erfordert Konzentration und Einfühlungsvermögen. Versüßt wird das Abenteuer mit dem Hochgefühl der Macht.
Eine Neigung zu BDSM wird mittlerweile in Verbindung gebracht mit der Charaktereigenschaft des Sensation Seeking – Menschen, die BDSM in irgendeiner Form leben, sind oft generell eher auf der Suche nach intensiven und aufregenden Erlebnissen.
Kein Wunder: das während einer Session ausgeschüttete Adrenalin sorgt für ein echtes High, durchaus vergleichbar mit einem Drogenrausch.
Safe, sane und consensual gelten als die Grundpfeiler bei BDSM. Also: sicher, bewusst und einvernehmlich.
Eine Session besteht damit nicht nur aus dem Spielen selbst, sondern wird meist eingerahmt durch ein vorheriges Gespräch über die Stimmung und die persönlichen Grenzen und anschließender Nachsorge – dem Aftercare. Aftercare beschreibt das gemeinsame Runterkommen nach dem intensiven Erlebnis für Körper und Geist. Die Beteiligten stellen so sicher, dass jeder sich wohl und in seinen oder ihren Grenzen respektiert fühlt(e).Für Manche ist auch das anschließende Kuscheln wichtig, genauso kann eine entspannende Massage oder die Verpflegung eventueller Verwundungen Teil des gemeinsamen Aftercare sein.
Wichtig ist außerdem, dass die führende Hand weiß, wie mit Fesseln, Paddel, Peitsche und Co umzugehen ist.
Wer auf der Suche nach sexueller Abwechslung ist und sich durch die Vorstellung von Macht und Hingabe angezogen fühlt, fängt am besten langsam und sanft an.
Workshops zum Thema können eine Einführung sein, aber auch Internet Foren, online Kurse oder Literatur sind für die Meisten zugänglich und können ein guter Startpunkt für das lustvolle Experimentieren sein.
Ach.
Der Gewissenhaftigkeit halber und um keine Fragen offen zu lassen: stimmt genau. Fifty Shades of Grey.
Lass das Buch bei eventuellen BDSM Treffen trotzdem lieber unerwähnt.